Opel und die Versteigerung von Arbeitsplätzen

 

Wer bietet mehr?

Die Perversität der Globalisierung veranschaulicht einmal mehr das Beispiel Opel. Nach einjährigem Poker um die Übernahme dieser Automarke erklärte die GM-Zentrale kurzerhand alle Absprachen für null und nichtig - nach der weitgehenden Verstaatlichung des GM-Konzerns habe man einen Verkauf gar nicht mehr nötig, hieß es lapidar (nur wenige Stunden, nachdem Angela Merkel im amerikanischen Abgeordnetenhaus gefeiert und geehrt wurde).

 

Was kommt nun?

Doch was folgt nun? Auch der alte und neue Besitzer GM muss bei Opel abspecken, weil einfach die Kapazitäten zu großzügig ausgelegt sind. Angesichts der aufkommenden asiatischen Konkurrenz hat man eingesehen, dass Opel künftig in Europa weniger Autos als früher mit Gewinn wird verkaufen können.
Also folgt jetzt der Kampf um die Standorte und ein Gefeilsche um den Erhalt von Arbeitsplätzen.

 

Welcher Staat subventioniert am meisten?

In den kommenden Monaten kommt es zu einer Art Versteigerung der Arbeitsplätze. Die Staaten, die Opel am meisten finanziell unter die Arme greifen wollen, werden von Opel belohnt werden. Staaten, die bei diesem makabren Spielchen nicht mitmachen wollen oder denen einfach das Geld fehlt für derlei Bestechungsgelder, werden das Nachsehen haben.

 

Welche Belegschaften arbeiten am billigsten?

Parallel zum staatlichen Subventionspoker wird es auch von der Arbeitnehmerseite Zugeständnisse geben müssen. Welche Opelaner sind am genügsamsten und am ehesten bereit, auf alte Besitzstände zu verzichten.
Auch dieser Dumpingwettbewerb wird letztlich über den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen entscheiden.

 

Die Perversion der Globalisierung wird am Beispiel Opel offenkundig!

Würde es noch wie in den 1970er Jahren angemessene Zollgrenzen geben, würden die unter Erpressungsdruck stehenden Regierungen und Belegschaften der GM-Direktion den Vogel zeigen.
Dann wäre die Sachlage nämlich eine ganz andere: Autokonzerne mit ernsthaften Verkaufsabsichten müssten vor Ort produzieren - denn Einfuhrzölle würden importierte Wagen zu teuer und damit zu unattraktiv machen.

Natürlich: Würden andere Länder ebenso verfahren, würde Deutschland weniger Autos exportieren können.
Dafür würden in Deutschland aber andere Industrien wiederbelebt. Man würde Kameras, Computer, Handys, Fernseher, Möbel und sogar Textilien wieder allmählich selbst herstellen - weitgehend abgekoppelt vom globalen Lohndumping. Auf diese Weise gewinnt man unterm Strich viel mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze als man verliert und findet endlich zurück zur Vollbeschäftigung ohne die berüchtigten "bad jobs".

Diesen natürlichen Marktmechanismus hat man leider durch die weitgehende Abschaffung der Zollgrenzen eliminiert - heute dominiert die Globalisierung das Wirtschaftsleben und es gilt das Kapitalistische Ermächtigungsgesetz.

 

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© Manfred J. Müller, Flensburg, 5. 11. 2009


Manfred Julius Müller analysiert seit 30 Jahren weltwirtschaftliche Zusammenhänge und veröffentlichte unzählige Aufsätze zu den verschiedensten Themen. Er entwickelte neue Wirtschaftstheorien, die weltweit neue Maßstäbe setzten und in manchen Ländern in wichtigen Bereichen bereits die Gesetzgebung beeinflussten. Inzwischen sind auch einige Bücher erschienen, u. a. "Das Kapital und die Globalisierung".

 

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