Translater:
Hartz IV: Ist das deutsche Existenzminimum eine Zumutung?
Linke Politiker, Wohlfahrtsverbände und Hartz-IV-Bezieher beklagen immer wieder die grassierende Armut in Deutschland. Zu recht?
Da äußerte sich doch tatsächlich der designierte Gesundheitsminister Jens Spahn angesichts der aktuellen Diskussion über die Essener Tafel "...niemand müsse in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe!" Mit dieser Aussage löste er einen Sturm der Entrüstung aus. Aber ist die Empörung gerechtfertigt?
Heute
steht einem Hartz-IV-Kind mehr zu als in den goldenen 1950er Jahren
einer fünfköpfigen Familie!
Ich habe damals als
Kind die Wirtschaftswunderzeit miterlebt. Niemand hat damals von
Armut geredet, obwohl sich die Menschen nur das Allernotwendigste
leisten konnten. Es gab damals keine Tafeln, keine Kleiderkammern,
nicht einmal Kindergeld, natürlich auch keinen Wohngeldzuschuss
oder was auch immer. Das karge Gehalt des in der Regel
alleinverdienenden Vaters musste für die ganze Familie reichen.
So war man froh, wenn man mal das Margerinebrot mit Zucker bestreuen
durfte und es sonntags für die Kinder vielleicht sogar etwas
Fleisch gab (ein halbes Würstchen). Bekleidung wurde
aufgetragen, evtl. mehrfach gewendet und umgearbeitet.
Den weiten Weg zum Gymnasium mussten viele Schüler zu Fuss
antreten (die Straßenbahn war zu teuer). Geld für
Nachhilfe hatten die wenigsten. In nur drei Jahren (Quarta, Unter-
und Obertertia) sind in meiner Klasse 24 von 33 Schülern
sitzengeblieben. Wohlgemerkt: Damals gab es sehr strenge
Aufnahmeprüfungen fürs Gymnasium (nur jeder Zehnte schaffte
es).
Dennoch bin ich der Meinung,
dass wir Jugendlichen damals ein besseres (und gesünderes) Leben
hatten als heute. Kaum jemand hat den Luxus der Reichen vermisst. Man
war zufrieden mit dem Wenigen, das man hatte.
Übrigens sehe ich heute andauernd jungendliche Flüchlinge (Asylbewerber), die mit dem Bus auf dem Weg zum Unterricht sind. Offensichtlich haben sie für das gesamte Stadtnetz eine Freifahrtkarte. Darf man diesen jungen Leuten, uneren Gästen, keinen Fußweg mehr zumuten? Ich gehe als älterer Herr oft zwei oder drei Stationen zu Fuß, um das Fahrgeld zu sparen. Und die jungen Leute fahren lachend an mir vorbei.
Das
heutige Anspruchsdenken scheint mir grotesk!
Für jedes Kind
einer Hartz-IV-Familie erhalten die Eltern schon einmal als
Grundstock mindestens 300 Euro in bar, neben dem Anspruch auf 15 qm
zusätzlichem Wohnraum natürlich (die Warmmiete
übernimmt das Amt). Und es gibt ein ganzes Arsenal
von zusätzlichen Fördertöpfen
für Sonder- und Härtefälle. Wenn es anklagend
heißt, Hartz IV mutet Eltern zu, ihre Kinder für 2,70 Euro
am Tag zu ernähren, so ist das schon eine dreiste
Verklärung. Wenn ein Kind 10 Euro täglich allein an
regulären Barleistungen erhält, kann fürs Essen auch
mehr als 2,70 Euro ausgegeben werden.
Tafeln
und Kleiderkammern erhöhen die Zuwendungen
beträchtlich!
Die kostenlose
Nahrungsmittelausgabe und die Kleiderkammern sind eine Neuerfindung.
Vor 20 Jahren gab es sie kaum. Heute behaupten viele, es geht nicht
mehr ohne diese Sonderzuwendungen und meinen gar, die Betroffenen
hätten einen Rechtsanspruch darauf. Dabei geht es bei den
Begünstigten doch immer nur darum, die
Hartz-IV-Bargeldzuwendungen für andere Zwecke zu schonen.
Ebenso wird immer wieder fälschlich argumentiert, die
Nahrungsmittel der Tafeln müssten sonst weggeschmissen werden.
Das ist Unfug, denn das hat man vor der Erfindung der Tafeln auch
nicht gemacht. Viele dieser Nahrungsmittel landeten damals in
sozialen Einrichtungen (Alters- und Pflegeheimen). Außerdem
hätten die Supermärkte durchaus die Möglichkeit,
Lebensmittel mit kurzem Ablaufdatum ihrer Kundschaft (dem Gering- und
Durchschnittsverdiener) günstiger als bisher anzubieten (50 oder
60 % Preisnachlass statt lediglich 30 %).
Welches
Existenzminimum gilt in osteuropäischen
Ländern?
Wie abgehoben das
deutsche Existenzminimum ist, merkt man bei einem Vergleich mit
Osteuropa. Viele Großfamilien wären froh, wenn sie an
staatlichen Zuwendungen das erhielten, was in Deutschland einem
einzigen (Armuts)kind zugestanden wird. Ich halte die deutsche
Interpretation von Armut daher für ein äußerst
arrogantes Anspruchsdenken.
Wenn nun jemand meint, als Reicher könne man leicht große
Töne spucken: Erstens bin ich nicht reich und zweites wäre
es für mich absolut kein Problem mit der Hälfte eines
Hartz-IV-Satzes auszukommen (ohne Hilfen von Tafeln und
Kleiderkammern in Anspruch zu nehmen). Als junger Mann habe ich das
lange Zeit durchexerziert und es hat mir nicht das Geringste zu
schaffen gemacht.
Mit
Kindern Geld verdienen?
In Deutschland mit seinem
ausufernden Sozialsystem gibt es leider auch Menschen, die sich
eigens aufgrund der hohen staatlichen Unterstützungszahlungen
Kinder anschaffen. Können erwerbslose Eltern die Angebote der
Tafeln und Kleiderkammern nutzen, ergibt sich für sie nicht
selten ein monatlicher "Überschuss" von 200 bis 250 Euro (pro
Kind). Dieses Geld können sie für ihre eigenen
Bedürfnisse verwenden (leider auch für Alkohol und
Drogen).
In einem solch prekären Elternhaus erfahren die benachteiligten
Kinder oft wenig Liebe, Zuneigung und Unterstützung.
Entsprechend fallen dann auch ihre schulischen Leistungen aus. Was
geschieht mit einem Kind, das in neun oder zehn Schuljahren nur
gedemütigt wurde und nur Misserfolge verbuchen konnte? Bei dem
auch im Anschluss sich keine beruflichen Perspektiven
abzeichnen?
90 % der in den 1950er Jahren lebenden Kinder sind nach heutigen Begriffen in extremer Armut aufgewachsen. Das Familieneinkommen betrug preisbereinigt nur ein Bruchteil des heutigen Bürgergeldes (Hartz IV). Dennoch haben fast alle diese Kinder ihr Leben hervorragend gemeistert. Ist viel Geld wirklich die Voraussetzung für schulischen und beruflichen Erfolg?
Radikale
Umschichtung: Erwerbslosenfamilien geht es finanziell oft besser als
entsprechenden Doppelverdienerhaushalten.
Welch eine
Sogwirkung löst allein dieser moralisch äußerst
bedenkliche Umstand aus? Dient es der Menschenwürde, wenn hart
arbeitende Berufstätige bis zum Umfallen malochen müssen,
um mit ihren Abgaben das Dolce Vita krimineller Familienclans zu
finanzieren?
Mein Vater hat als Alleinverdiener mit seiner Hände Arbeit ohne
jegliche soziale Hilfen (Kindergeld gab es damals noch nicht) sich
selbst, seine Frau und seine sechs Kinder ernährt. Heute
würden bei gleicher Konstellation einer
Hartz-IV-Erwerbslosenfamilie monatlich ca. 3300 Euro netto
Bargeld + Warmmiete für eine 150-qm-Wohnung + ca. 1500 Euro an
Sonderhilfen zustehen (insgesamt also ca. 6300 Euro netto).
Die 6300 Euro gelten in unserem weltoffenen Sozialstaat als
Existenzminimum. Wie soll sich Arbeit da noch lohnen?
Ich
war nie ein Freund von Hartz IV!
Von all dem einmal ganz
abgesehen - ich war schon immer ein Gegner der Aganda 2010 und habe
von Anfang an davor gewarnt. Anstatt mutige Reformen anzugehen, sich
vom irren Freihandelswahn und der Exportabhängigkeit
abzunabeln, wurde der Druck auf einen Teil der Erwerbslosen
erhöht (nämlich auf die, die sich ein wenig Geld
zusammengespart hatten).
Anstatt über Zollanhebungen den Kasinokapitalismus zu beenden
wurde ein Hartz-IV-Strafprogramm installiert, das nur teilweise
greift und zutiefst ungerecht ist. Besonders dreist scheint mir,
der
Agenda 2010 auch noch wirtschaftliche Erfolge
anzudichten.
Nachtrag August
2022:
Lohn-
und Preisvergleiche 1957 zu 2022
Letztens
fand ich einen Einkaufszettel meiner Mutter aus dem Jahr 1957, der
recht interessant ist.
1.
Zahl Lohn/Preis 1957 (in der BRD), 2. Zahl die Angaben von 2022 (in
Deutschland). Alle Angaben in Euro für handelsübliche,
möglichst vergleichbare Qualitäten. Die Preise von 2022
schließen die Nutzung von Sonderangeboten ein. Beispiel Rama,
500 g kostet derzeit (August 2022) normalerweise 2,19 Euro, im
Sonderangebot aber nur 1,29. Hier wurde dann ein Mittelwert gezogen.
1957 galt noch die Preisbindung, da brauchte man auf Sonderangebote
nicht achten (weil es sie nicht gab).
Einkommen:
Durchschnittlicher
Vollzeit-Bruttolohn - 1957: 216,- Euro, 2021: 4208,- Euro
Kindergeld für 3 Kinder 1957: 10,- Euro, 2021: 663,-
Euro
Lebensmittelpreise:
1
Kokosmakrone (vom Bäcker) - 1957: -,05 Euro, 2022: 1,90
Euro
1 Rumkugel (vom Bäcker) - 1957: -,05 Euro, 2022: 1,90
Euro
100 g Gebäck (vom Bäcker) - 1957: -,21 Euro, 2022:
1,50 Euro
1 Paket Vollkornbrot 500 g (vom Bäcker) - 1957: -,55 Euro,
2022: 3,- Euro
1 Kugel Eis mit Waffel - 1957: -,05 Euro, 2022: -,90 Euro
100 g Bonbons - 1957: -,30 Euro, 2022: -,60 Euro
500 g Rama - 1957: -,66 Euro, 2022: -,60 Euro
250 g Butter - 1957: -,92 Euro, 2022: 2,19 Euro
100 g Mettwurst - 1957: -,42 Euro, 2022: 1,- Euro
100 g Leberwurst - 1957: -,47 Euro, 2022: 1,30 Euro
100 g Wiener Würstchen - 1957: -,30 Euro, 2022: 1,-
Euro
100 g fetten Speck - 1957: -,32 Euro, 2022: 1,50 Euro
100 g Käse - 1957: -,35 Euro, 2022: 1,40 Euro
1 Glas Marmelade 450 g - 1957: -,80 Euro, 2022: 1,80 Euro
1 Packung Zwieback - 1957: -,32 Euro, 2022: 1,20 Euro
1 Packung Cornflakes - 1957: -,40 Euro, 2022: 2,50 Euro
1 kg Zucker - 1957: -,62 Euro, 2022: 1,- Euro
1 Dose Apfelmus 850 g - 1957: -,47 Euro, 2022: 2,- Euro
1 Dose Erbsen 850 g - 1957: 1,15 Euro, 2022: 2,- Euro
500 g Nudeln - 1957: -,32 Euro, 2022: 1,20 Euro
10 Eier - 1957: 1,- Euro, 2022: 3,- Euro
1 Zitrone - 1957: -,11 Euro, 2022: -,30 Euro
500 g Kaffee - 1957: 6,20 Euro, 2022: 5,- Euro
1 Dose Kaffeesahne - 1957: -,20 Euro, 2022: -,50 Euro
1 Rolle Toilettenpapier - 1957: -,11 Euro, 2022: -,25 Euro
1 Packung Wackelpudding - 1957: -,18 Euro, 2022: -,60 Euro
500 g Haferflocken - 1957: -,37 Euro, 2022: 1,50
Euro
Was
fällt uns bei diesen Preisvergleichen auf?
Lebensmittel
sind im Vergleich zu früher recht billig geworden, wenn sie im
großen Stil maschinell hergestellt werden. Backwaren, in denen
noch viel Handwerksarbeit steckt, wurden dagegen extrem teuer. Das
liegt auch daran, weil Löhne mit hohen Sozialabgaben belastet
werden (anstatt die Sozialversicherungen hauptsächlich über
Zölle, Konzern- oder Mehrwertsteuern zu finanzieren).
Außerdem wird deutlich, wie abgehoben heute das
juristisch-staatlich garantierte "Existenzminimum" ist. 1957 kam
ein fünfköpfiger Doppelverdiener-Haushalt mit einem
Bruchteil dessen aus, was heute einer entsprechenden Hartz-IV-Familie
zusteht.
Wenn manche Leute meinen, Eltern müssten ein Wahlrecht für
ihre Kinder ausüben dürfen, damit Familien nicht aufgrund
des angeblich wachsenden Einflusses von Rentnern untergebuttert
werden, so ist das der reine Hohn. Kinderreiche Familien werden heute
gepampert wie noch nie und wie kaum in einem anderen Staat dieser
Welt. Während die Einkünfte der Rentner in den letzten vier
Jahrzehnten massiv abgebaut wurden.
Hintergrund
& Analyse:
Sie
werden nicht von staatlichen Institutionen, Global
Playern, Konzernen, Verbänden, Parteien, Gewerkschaften,
Hilfsorganisationen, NGOs, der EU- oder der Kapitallobby
gesponsert.
Die
Auswirkungen der Globalisierung auf
Deutschland
Gute
Migranten, schlechte Migranten. Taugt Deutschland zum
Einwanderungsland?
"Wer
gegen unsere Asylpolitik ist, wer Deutschland nicht zum
Mulitikulti-Einwanderungland umformen will, der schürt
Ausländerhass."
(Stimmt
das?)
Recherche:
Ist die AfD demokratiefeindlich?
Ist
der Patriotismus eine schlimme Krankheit?
Suchmaschinen
- Algorithmus oder Zensur?
Alle
Macht den Kosmopoliten?
"
im Kampf gegen das Vergessen!"
(Stimmt
das?)
"Wir
haben nur noch eine Arbeitslosenquote von 5,4
%!"
(Stimmt
das?)
"Die
Deutschen sind einfach zu dumm für eine intelligente
Vermögensplanung!"
(Stimmt
das?)
"Radfahren
schont die Umwelt!"
(Stimmt
das?)
"Der
Tod ist ein Meister aus Deutschland"
(Stimmt
das?)
"Aber
es sagen doch alle, dass wir der EU und der Globalisierung unseren
Wohlstand verdanken
"
(Kurzkommentar)
Startseite
www.anti-globalisierung.de
(mit langer Linkliste)
Impressum
© Dieser Text ist die Zusammenfassung einer Studie des
Wirtschaftsanalysten und Publizisten Manfred J. Müller aus
Flensburg.
Erstveröffentlichung Januar 2018
Seit
der Kaiserzeit hat sich die Produktivität in Deutschland
verzehnfacht! Und trotzdem will man uns
einreden, die Zahl der Rentner sei eine zu große Belastung und
unser Land sei nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen, wir
seien auf jährlich 400.000
Zuwanderer
bzw. Billiglöhner aus dem Ausland angewiesen. Für wie dumm
hält man uns?