Translater:
Globalisierung: Wie ruinös ist der ungezügelte Freihandel? Wie lange hält der Westen noch durch?
Immer dringlicher stellt sich die entscheidende Systemfrage: Wie lange noch können demokratische Sozialstaaten im gnadenlosen globalen Dumping-Überlebenskampf bestehen?
Seit 40 Jahren sinken selbst im deutschen Exportwunderland die Reallöhne und Renten. Die Arbeitslosenzahlen haben sich trotz aller schleichend eingeführten Bilanzierungstricks seit Anfang der 1960er Jahre mehr als verzehnfacht. Zudem gibt es bereits vor der Coronakrise mindestens zehn Millionen prekäre und schlecht bezahlte Arbeitsplätze, die es früher so nicht gab. Viele arglose Mitbürger nehmen diese traurige Bilanz gar nicht mehr wahr, weil mit gezielter Dauerpropaganda seitens der Politik und der Medien ein anderes Bild vermittelt wird ("Noch nie ging es uns so gut wie heute!").
Weil die Bevölkerungsmehrheit in den alten Industrienationen die sich verschlechternden Zustände kaum bemerkt beziehungsweise klaglos hinnimmt, stellen Regierungen die kapitalfreundlichen Irrlehren selten infrage. Sie träumen weiterhin von ihrer heilen Welt des Liberalismus, vom grenzenlosen Kapital- und Warenverkehr. Mit hohen Subventionen und Steuerrabatten versuchen sie, die Standortnachteile ihre Landes (die vergleichsweise hohen Löhne, Arbeits- und Umweltauflagen) abzumildern. Aber kann diese schamlose Trickserei, dieser heimtückische Protektionismus, auf Dauer funktionieren? Kann der fanatische Glaube an die Richtigkeit der Freihandelsideologie Berge versetzen und Wunder bewirken? Über Zolleinnahmen ließe sich zum Beispiel das gesamte Gesundheitssystem finanzieren! Niemand bräuchte dann noch Krankenversicherungsbeiträge einzahlen, die Lohnnebenkosten würden deutlich sinken. Warum wird das nicht gemacht? Warum wird darüber nicht einmal diskutiert?
Um den seit 40 Jahren anhaltenden Abstieg aufzuhalten und umzukehren, hatte Donald Trump Zollanhebungen durchgesetzt. Trumps Kritiker werteten diesen Tabubruch als "Abschottung" und "Handelskrieg". Sie behaupteten, die amerikanische Wirtschaft würde dadurch geschwächt, Arbeitsplätze verlorengehen. Welch eine Heuchelei, welch ein Schmierentheater! Die amerikanische Wirtschaft stand wegen des über Jahrzehnte gewachsenen enormen US-Handelsbilanzdefizits vor dem Kollaps und die Pfründebewahrer sahen keinen Handlungsbedarf!
Globalisierung:
Ende eines langen Irrweges?
Dass die Abkoppelung von der fatalen Ex- und Importabhängigkeit
zunächst einmal wegen der notwendigen Umstrukturierung der
Volkswirtschaften Reibungsverluste verursacht, ist logisch. Von einer
Zollanhebung sofortige Beschäftigungserfolge zu erwarten, wie
Trumps Widersacher es tun, ist mehr als kindisch.
Letztlich aber kann doch niemand bestreiten, dass ein angemessener
Importzoll die heimische Wirtschaft nach einer kurzen
Übergangsphase wieder aufblühen lässt (weil der Zoll
das globale Lohn-, Öko-, Sozial-, Zoll- und Steuerdumping
unterbindet). Wer
den notwendigen Zollschutz als Abschottung oder gar als Handelskrieg
diffamiert, outet sich selbst als Aufwiegler, als Hassprediger, als
Demagoge.
Wir vom
Freihandelswahn gebeutelten Normalbürger müssen uns die
Freiheit nehmen, über die Grundsätze der Wirtschaftspolitik
offen und unvoreingenommen zu reden. Wir müssen eine breite
Debatte lostreten, damit Politik und Medien von ihrem hohen Ross
der Ignoranz und Bevormundung herunterkommen.
Wir dürfen es nicht zulassen, dass eine solch entscheidende
Auseinandersetzung parteipolitisch vereinnahmt und ausgeschlachtet
wird. Wer plausible Argumente für oder gegen den Freihandel
hervorbringt, darf nicht gleich in die rechte oder linke Ecke
geschoben werden. Dieses reflexartige Schubladendenken hat lange
genug unsere Demokratie und unsere Gesellschaft gelähmt und
gespalten.
Der Umgang mit
dem Zoll bildet die Basis für unsere Zukunft! Er entscheidet
über den weiteren wirtschaftlichen Werdegang, von dem letztlich
auch die Sozial-, Umwelt- und Gesellschaftspolitik im starken
Maße abhängt ("ohne Moos nichts los"). Der Umgang mit dem
Zoll, die Überwindung der anerzogenen Zollphobie, entscheidet
über den Aufstieg oder den Fall jeder Nation. Die Wichtigkeit
dieses Themas zu unterschätzen, hieße sich taub stellen
und die Augen zu verschließen. Die Frage nach dem Zollschutz
erübrigt sich erst, wenn das Lohn-, Steuer- und Sozialniveau
global angeglichen ist. Aber in solch einer Welt leben wir noch
nicht. Leider. So zu tun als ob, ist fatal.
Seit zehn Jahren schon muss die Freihandelsideologie über eine
gigantische Billiggeldschwemme gestützt werden. Was meinen Sie,
werter Leser, wie lange ein solches Vabanquespiel noch durchzuhalten
ist? Vielleicht ein Jahr? Drei Jahre? Fünf Jahre? Und was
geschieht dann?
Vorsicht
vor Geisterdebatten!
Gestern
sah ich in unserem Staatsfernsehen eine interessante Talkshow
(Maybrit Illner) über die Globalisierung, die neuen
wirtschaftspolitischen Herausforderungen, den Umgang mit China und
den USA. Die diskutierenden Gäste erwiesen sich allesamt als
ausgesprochen kompetent und intelligent. Trotzdem redeten sie immer
wieder um den heißen Brei herum. Es kam mir vor wie der Tanz um
das goldene Kalb.
Die Debattierenden verabscheuten die Zölle (nur darin waren sie
sich einig), plädierten aber gleichzeitig für andere
Schutzmaßnahmen, um die europäische Wirtschaft im
globalen Wettkampf wettbewerbsfähig zu erhalten. Aber aufwendige
staatliche Grundlagenforschungen, kostspielige
Infrastrukturanbindungen, hohe Subventionen und Billigkredite an die
Unternehmen, Wagniskapital für Start-ups, großzügige
Lohnzuschüsse, Mehrwertsteuererstattungen bei Exporten,
Staatsbeteiligungen an kränkelnden Geschäftsbanken,
geförderte Konzernfusionen (Bildung von "European Champions")
usw. sind
schließlich auch Protektionismus pur.
Und sich über "America first" mächtig aufregen,
gleichzeitig aber zu fordern, bei der öffentlichen
Auftragsvergabe EU-Firmen zu bevorzugen und Firmen zu bestrafen, die
europäischen Interessen zuwiderlaufen - was ist das denn? Das
ist doch wohl eindeutig "Europe first".
Diese Doppelmoral ist es, die uns alle narrt und unsere Probleme
unlösbar erscheinen lässt. Ohne Protektionismus wird kein
Staat und auch kein Völkerbund (keine EU) den mörderischen
globalen Dumpingwettbewerb überstehen. Diese Lehren sollte man
aus der Vergangenheit längst gezogen haben. Damit endlich die
Debatte einsetzen kann, welche Art von Protektionismus der
Menschheit die meisten Vorteile bringt.
Meine
persönliche Ansicht: Manfred
Julius Müller
Ein
Produkt, das einen 30-prozentigen Einfuhrzoll nicht
verträgt, hat es nicht verdient, importiert zu
werden."
Ein
Zoll darf nicht als Strafe, Abschottung oder Krieg
verstanden werden! Die empfohlene Höhe von 30 %
entspringt nicht irgendeiner Phantasie oder Willkür,
sie entspricht vielmehr dem durchschnittlichen
Steueraufkommen bei einer alternativen, inländischen
Fabrikation. Der Staat holt sich über den Zoll also nur
das zurück, was ihm bei der Wareneinfuhr an Einnahmen
entgeht. Denn die Bevölkerung hat schließlich nur
eine begrenzte Kaufkraft und kann ihr Geld nur einmal
ausgeben. Würden demokratische Staaten generell einen
30prozentigen Importzoll erheben, würden wir schon bald
in einer weit besseren und gerechteren Welt leben. Davon bin
ich überzeugt!
Die
Erfolgsbilanz der deutschen
Politik
und
der sie unterstützenden Medien!
Wie erfolgreich war die deutsche Politik in den letzten vier Jahrzehnten bezüglich der Erwerbseinkommen, Arbeitslosenzahlen, Verkehrsbelastung (Umweltschutz), Entbürokratisierung, Produktivität, Lebensqualität usw.?
Der Vergleich
(Parole: "Noch nie
ging es uns so gut wie heute!")
Vor allem
auf diesem Gebiet ist man sehr erfinderisch
und trickreich,
um das wahre Ausmaß des Elends zu verschleiern. Dabei
wären die Probleme unter normalen Umständen noch
weit gravierender. Denn nur die abenteuerliche
Billiggeldschwemme (dessen Ausgang ungewiss ist) sorgt
für die derzeitige konjunkturelle
Scheinblüte. Wie sich
eine Volkswirtschaft tatsächlich entwickelt hat (wie
klug die Politik der letzten Jahrzehnte war), dokumentiert
sehr anschaulich die
Entwicklung der inflationsbereinigten Nettolöhne und
Renten. Das
Lkw-Transportaufkommen auf deutschen Straßen hat sich
in nicht einmal 40 Jahren vervierfacht! Obwohl die Kaufkraft
der Erwerbstätigen und Rentner sank! Ja, bis
auf das Vorzeichen hat sich wenig geändert. Aber das
Vorzeichen ist nun einmal wichtig. Auch wer
von Wirtschaftspolitik wenig versteht wird einsehen, dass
das jährliche Produktivitätswachstum das Maß
aller Dinge ist. Warum also hat sich dieser entscheidende
Faktor dermaßen verringert? Wo doch so herausragende
technologische Fortschritte gelungen sind (Automatisierung,
Digitalisierung)?
BRD+DDR 1980 (Gesamtbevölkerung 61,7+16,7 = 78,4 Millionen
Einwohner):
ca. 900.000 offizielle Arbeitslose
Besonders verwegen, aus den beklemmenden Zahlen auch noch
Beschäftigungserfolge und einen vermeintlichen
Fachkräftemangel
abzuleiten.
Deutschland
2018 (Gesamtbevölkerung 82 Millionen
Einwohner):
ca. 2,3 Millionen offizielle Arbeitslose
BRD+DDR
1980:
+ ca. 300.000 in der verdeckten Arbeitslosigkeit
Deutschland
2018:
+ ca. 3 Millionen in der verdeckten
Arbeitslosigkeit
BRD+DDR 1980:
prekäre Beschäftigungsverhältnisse (befristeter
Arbeitsplatz, Leih- und Zeitarbeit, Zahlung unter Tarif, nicht
planbare Zukunft usw.): nahezu unbekannt
Deutschland
2018:
prekäre Beschäftigungsverhältnisse: ca. 15
Millionen (trotz hochriskanter
Billiggeldschwemme)
BRD 1980:
Erwerbseinkommen
(reale Nettolöhne und Renten), berufsbezogen (also kein
verklärender Mix aus Reich und Arm): 100 %
Auch bei dieser Bilanz zeigt sich ein sehr düsteres
Bild.
Alte
Bundesländer 2018:
Erwerbseinkommen (reale Nettolöhne und Renten),
berufsbezogen:
85
%,
also ca. 15 % niedriger als 1980
BRD+DDR 1980:
Transportaufkommen
auf deutschen Straßen: 100 %. Das krasse
Lohngefälle innerhalb der EU sorgte dann für
Produktionsverlagerungen ins Ausland und einen absurden Waren- und
Pendlertourismus.
Schuld an diesem Missstand ist das Dumpingsystem - global
und innerhalb der Europäischen Union. Weil es kaum noch
Zölle gibt, werden Fabriken dorthin verlagert, wo die
Löhne, Unternehmenssteuern und Umweltauflagen am
niedrigsten sind. Das führt zu irrwitzig langen
Lieferketten und einem absurden Warentourismus.
Deutschland
2018: Transportaufkommen
auf deutschen Straßen: 400 %! Obwohl sich die Kaufkraft
verringert hat! Aber wenn's ums Klima geht, wird darüber nicht
geredet, der Ruf der EU darf keinen Schaden nehmen.
BRD 1980: Kapitalrendite:
2 % Realrendite bei festen Spareinlagen
Es ist doch eigentlich unfassbar, dass die heutige
Scheinkonjunktur nur noch über eine Billiggeldschwemme
über Wasser gehalten werden kann. Es ist
unerträglich, wie Sparer und Besitzer von
Lebensversicherungen schleichend enteignet werden und der
Staat aus dieser marktfeindlichen Manipulation auch noch
seinen Nutzen zieht (indem er 50 Milliarden Euro pro Jahr an
Zinsaufwendungen spart).
Wie ehrlich sind etablierte Parteien, wenn sie nicht einmal
im Wahlkampf ihr gewagtes Vorgehen rechtfertigen.
Deutschland
2018: Kapitalrendite:
2 % Realverluste bei festen Spareinlagen
BRD 1980: Produktivitätswachstum:
jährlicher Durchschnittswert ca. 3 %
Kann es sein, dass unsere Eliten und "Denkfabriken" dieser
Schicksalsfrage ausweichen? Weil sie zu unangenehmen
Rückschlüssen führen könnte
(Überbürokratisierung, Unproduktivität der
europäischen und internationalen Arbeitsteilung)?
Erweist sich der von der Kapitallobby gepriesene
Zollfreihandel am Ende als Irrweg?
Alte
Bundesländer 2018:
Produktivitätswachstum:
jährlicher Durchschnittswert ca. 0,6 %
BRD 1980:
Wirtschaftssystem:
Eine funktionierende soziale Marktwirtschaft.
Deutschland
2018:
Wirtschaftssystem:
Ein undurchschaubarer, unkontrollierbarer Kasinokapitalismus,
der nur über eine Billiggeldschwemme aufrecht erhalten wird.
Aus all diesen
Veränderungen nun abzuleiten, Deutschland profitiert "ganz
besonders" vom Zollfreihandel, der Globalisierung, der EU, dem Euro,
der Zuwanderung usw., wäre doch wohl mehr als vermessen!
Viele
mediengesteuerte Menschen denken halt recht eingleisig: Sie haben nur
die vielen Exporte im Sinn, ignorieren dabei aber unsere gigantische
Importabhängigkeit, die langen Zulieferketten und dass
Deutschland kaum noch etwas im Alleingang produzieren kann.
Bezüglich der Zuwanderung denken sie in erster
Linie an den herbeigeredeten Fachkräftemangel, die
Schließung von Lücken in der Pflege oder auf dem Bau. Sie
übersehen aber dabei, dass durch die Zuwanderung an anderer
Stelle weit schlimmere Lücken aufgerissen werden (es fehlt dann
an Wohnungen, Straßen, Schulen, Kindergärten und
Krankenhäusern, an Ärzten, Dolmetschern, Lehrern, Juristen,
Richtern, Polizisten, Betreuern, Verwaltungsbeamten usw.). Denn
Zuwanderer sind nun einmal keine Maschinen. Sie leben nicht von Luft
und Liebe, sondern müssen in allen Belangen versorgt werden.
Ihre Arbeitsbilanz ist im Durchschnitt schlechter als bei den
Einheimischen (Sprachprobleme, niedrigeres Bildungsniveau, geringere
Beschäftigungsquote). Oder darf in einem Land der vermeintlichen
Presse- und Meinungsfreiheit selbst das nicht mehr erwähnt
werden?
Realitätsverweigerer
Was ich in
Diskussionen immer wieder beobachte, ist eine weitverbreitete
Ungläubigkeit und Voreingenommenheit. Man bezweifelt meine oben
präsentierten Daten, vor allem was den Anstieg der
Arbeitslosigkeit betrifft. Für diese Skeptiker sind meine Zahlen
wie ein Schock, derweil ihnen über die Medien doch nahezu
täglich ein Fachkräftemangel und Beschäftigungsrekorde
vorgegaukelt werden. Wenn nun ihr Weltbild der Glückseligkeit
dermaßen demontiert wird, reagieren sie verärgert und
abweisend. Sie verlieren sich in Erbsenzählerei und meinen, man
könne die Zahlen von damals mit heute einfach nicht vergleichen
(zumal es 1980 noch zwei deutsche Staaten gab). Aber wer ausgiebig im
Internet oder in Lexika recherchiert, wird meine Ergebnisse
weitgehend bestätigt finden. Selbst wenn man die DDR aus dem
Vergleich herausnimmt. Und ob nun am Ende die Zahl der Erwerbslosen
sich in Westdeutschland seit 1980 um 300, 350 oder 400 % erhöht
hat, spielt am Ende keine große Rolle (ist auch eher eine Sache
der Definition und Zuordnung).
Im Übrigen geht es ja nicht nur um Deutschland - die Trends
sind in allen westlichen Hochlohnländern ähnlich (auch
ohne Wiedervereinigungseffekte). Und das ist das Problem. Wie kann es
sein, dass sich trotz aller technologischen Fortschritte (und einer
Verdoppelung der Produktivität) sich die allgemeine
Lebensqualität verschlechtert? Dieses Rätsel gilt es zu
lösen! (In vielen EU-Staaten sind trotz Nullzinspolitik auch
noch die Staatsschulden dramatisch angestiegen.)
Nachtrag
11.5.2019:
Der
"böse" Herr Trump erhöht die Zölle auf Importe aus
China
Und
wie wurde das in den Fernsehnachrichten wieder kommentiert? Sehr
einseitig, wie ich meine (Gesinnungsjournalismus
halt).
Da wurde dann abermals das Märchen vom drohenden Handelskrieg
aufgetischt - und wie sehr dies der Weltwirtschaft und der USA
schaden würde. Dabei entbehrt die angstschürende
Prophezeiung jeder Logik. Die US-Wirtschaftsdaten belegen, dass
die bisherigen Zollanhebungen (aller Unkenrufe zum Trotz) der
USA gut bekamen!
Ausführlich wurde im Staatsfernsehen gestern mit einem konkreten
Beispiel Stimmung gemacht. Die Geschichte eines US-Fahrradherstellers
wurde erzählt, der Rahmen und Speichenräder aus China
bezieht. Dessen Einkaufskosten steigen wegen des Zolls von 150 auf
170 Dollar. Und schon sehen mitfühlende Fernsehmacher die
Existenz der US-Fahrradfabrik bedroht. Außerdem beklagen sie
den Kaufkraftschwund der amerikanischen Bevölkerung.
Wie abgefahren ist das denn? Meinen Journalisten etwa,
Zolleinnahmen seien verlorenes Geld? Mitnichten! Über die
Einnahmen aus den Zöllen könnte zum Beispiel das gesamte
US-Gesundheitssystem finanziert werden, so dass kein US-Bürger
irgendwelche Krankenversicherungsbeiträge mehr zahlen
müsste. Wäre das nichts, wäre das verwerflich?
Und was den Fahrradhersteller betrifft: Ist es wirklich
ökologisch und ökonomisch sinnvoll, alle Komponenten aus
fernen Erdteilen zu beziehen? Wenn sich 25-prozentige Zölle
als Weltstandard durchsetzen, wird früher oder später das
komplette Fahrrad wieder in den USA hergestellt werden. Bis zur
letzten Schraube! Oder meint irgendjemand, die USA könnten so
etwas nicht mehr, deren Bürger seien zu dekadent, zu dumm oder
zu faul?
Aber was wird aus der US-Landwirtschaft?
Was, wenn China als Gegenmaßnahme hohe Zölle auf
US-Importe aufschlägt? Was wird zum Beispiel aus den
amerikanischen Farmern, wenn sie in China ihre Produkte nicht mehr
absetzen können?
Merkwürdig nur, dass vor 40 Jahren China als Absatzmarkt noch
keinerlei Bedeutung hatte und die Welt trotzdem funktionierte. Den
US-Farmern ging es damals besser als heute! Obwohl inzwischen die
Landwirtschaft in den USA mit zwölf Milliarden Dollar
jährlich gestützt wird und der globale Nahrungsmittelbedarf
stetig steigt.
Warum überhaupt müssen Nahrungsmittel bezuschusst werden,
warum dieses absurde weltweite Abhängigkeitsverhältnis?
Würden die USA Nahrungsmittelimporte stärker verzollen (und
damit aus dem internationalem Dumpingwettbewerb aussteigen),
bräuchte sie ihre Landwirtschaft nicht länger
subventionieren. Die Überproduktion würde eingedämmt,
es kämen weniger Pestizide zum Einsatz, der Verschwendung von
Lebensmitteln würde entgegengewirkt, eine Renaturisierung
angestoßen, der Rationalisierungs- und Größenwahn in
der US-Landwirtschaft verebben. Und letztlich würden die
US-Farmer wieder ihr sicheres, verlässliches Auskommen haben
(weil der mörderische ausländische Preisdruck
entfällt).
Der
Kasinokapitalismus lebt
solange
es keinen vernünftigen Zoll gibt!
Gestern
ging übrigens auch der Taxivermittler Uber an die Börse.
Obwohl Uber noch nie Gewinne erzielt hatte, wurde am gleichen Tag ein
Börsenwert von 80 Milliarden Dollar ermittelt (Uber wäre
demnach so wertvoll wie VW).
Aber davon abgesehen: Gestern las ich in meiner Tageszeitung auch,
wie sehr die "selbständigen" Uber-Taxifahrer ausgebeutet werden.
Die meisten von ihnen kommen auf einen Stundenlohn von fünf
Dollar (4,50 Euro). Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in
den USA!
Würden die USA wieder ihre Fahrräder (und die meisten ihrer
Konsumartikel) im eigenen Lande herstellen, wäre Uber's
Geschäftsmodell (das reguläre Yellow-Cab-Taxis in den Ruin
treibt) kaum überlebensfähig. Denn wer würde, wenn es
wieder genügend Arbeitsplätze in der Industrie gäbe,
noch für einen Stundenlohn von fünf Dollar arbeiten
wollen?
Eine herzliche Bitte: Sollte Ihnen dieser Artikel (https://www.anti-globalisierung.de/freihandel.html) gefallen haben, empfehlen Sie ihn bitte weiter. Denn nur die allgemeine Aufklärung der Bevölkerung ebnet den Weg für notwendige Veränderungen. Es dankt Ihnen Manfred J. Müller
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Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Flensburg im März
2019
Manfred Julius Müller analysiert und kritisiert seit 40 Jahren weltwirtschaftliche Abläufe. Er ist Autor verschiedener Bücher zu den Themenkomplexen Globalisierung, Demokratie, Kapitalismus und Politik.
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred J. Müller
Man
kann nicht ständig das, was der normale Menschenverstand und die
Mehrheit der Bevölkerung für gut und richtig befinden, als
rechten Populismus abtun. Täte man dies, wäre nur noch eine
gegen das Volk gerichtete Politik legitim. Das wäre jedoch eine
Perversion der Demokratie!