Translater:
Globalisierung: Ist die Welt nur noch über den Zoll zu retten?
Ich denke schon und sage das mit allem Nachruck! Das widerliche Lohn- und Steuerdumping lässt sich kaum anders als über schrittweise durchgeführte Zollanhebungen beenden. Über den Zoll bricht man die Übermacht des Großkapitals und unterbindet die allgegenwärtige Erpressbarkeit des Staates. Wer den Kasinokapitalismus verabscheut, muss über den Zoll reden! Die scheinheilige Ächtung des Zolls bei gleichzeitiger Duldung aller heimlich praktizierten Protektionsmus-Abartigkeiten muss ein Ende haben!
Die
Corona-Krise bestätigt meine vor 30 Jahren aufgestellten
Thesen!
Das
globale Lohn-, Konzernsteuer, Öko-, Zoll- und Zinsdumping ist
extrem kontraproduktiv und inhuman. Wer das heute noch leugnet ist
unaufrichtig oder ein Traumtänzer.
Was
Trump macht, ist nicht ideal
Sein
Fehler: Er agiert zu polterhaft, geht gleich ins Extreme und
lässt den Zoll als Strafmaßnahme und Handelskrieg
erscheinen.
Besser wäre gewesen, Donald Trump hätte in aller Ruhe und
Offenheit erklärt, warum ein allmählicher Abbau des
globalen Dumpingwettbewerbs bzw. der "internationalen Arbeitsteilung"
erforderlich ist. Sowohl aus ökonomischen, als auch aus
ökologischen Erwägungen. Sein "America first" provoziert
hingegen Ablehnung und schürt unnötige Ängste.
Für eine Abkehr vom hysterisch betriebenen Freihandelswahn
gibt es gute Gründe. Trump könnte mit Argumenten
weltweit punkten, würde er sich mit der gebotenen
Sachlichkeit für eine allgemeine Trendwende beim Zoll
einsetzen. Würde er ankündigen, generell jedes Jahr den
Einfuhrzoll um drei Prozent anzuheben (solange, bis in zehn Jahren
der vorläufige Endstand von 30 % erreicht wäre), würde
die Aufregung sich legen und die einzelnen Volkswirtschaften und
Unternehmen könnten sich auf die geplanten Veränderungen
einstellen. Würde zudem immer wieder betont, die Handelspartner
der USA mögen doch in ähnlicher Weise nachziehen,
könnte sich kein Land benachteiligt oder ausgegrenzt fühlen
und es würde ein überfälliges Umdenken bezüglich
der Handelsbeziehungen und der Globalisierung einsetzen.
Auch
die EU braucht Zölle!
Der
größte Geburtsfehler der Europäischen Union war der
Abbau der Zölle innerhalb der Mitgliedsstaaten. Denn anders als
vorgegaukelt entstand durch den Wegfall der Grenzen kein homogener
Binnenmarkt. Die Unterschiede bei Löhnen, Steuern und
Sozialgesetzen sind immens. Diese gewaltigen Diskrepanzen unter
den Hut einer erbarmungslosen Freihandelszone bringen zu wollen,
halte ich für kriminell. Wie sollen Staaten wie Griechenland
eine eigene Industrie aufbauen, wenn Billigimporte heimischen
Produzenten das Wasser abgraben? Griechenland könnte einen
Großteil seiner Konsumartikel (Textilien,
Kühlschränke, Autos usw.) durchaus selbst herstellen,
wäre die Konkurrenz aus dem Ausland nicht
übermächtig.
Schon in der Antike sorgte der Einfuhrzoll für die notwendige
Fairness im Wettstreit der Nationen. Heute meint man arrogant, auf
2000 Jahre alte Erfahrungen verzichten zu können. Heute meint
man, alle Regeln der Vernunft und Logik einfach auf den Kopf stellen
zu können. Vergessen scheint, dass noch vor 200 Jahren der
Welthandel trotz immenser Aufschläge florierte. Über hohe
Transportkosten und mannigfache Zölle verteuerten sich manche
Waren um über 1000 Prozent. Und heute meint man, eine
Gesamtbelastung von 40 Prozent (30 % Zoll, 10 % Transport) sei
unzumutbar. Jetzt will man sogar trotz der zu erwartenden
Umweltbelastungen die Elbe noch weiter vertiefen, nur um den
Transport über größere Containerschiffe noch ein
klein wenig verbilligen zu können (wobei die hohen Investitionen
und Umweltschäden kalkulatorisch kaum Berücksichtigung
finden).
Vorsicht
vor Geisterdebatten!
Gestern
sah ich in unserem Staatsfernsehen eine interessante Talkshow
(Maybrit Illner) über die Globalisierung, die neuen
wirtschaftspolitischen Herausforderungen, den Umgang mit China und
den USA. Die diskutierenden Gäste erwiesen sich allesamt als
ausgesprochen kompetent und intelligent. Trotzdem redeten sie immer
wieder um den heißen Brei herum. Es kam mir vor wie der Tanz um
das goldene Kalb.
Die Debattierenden verabscheuten die Zölle (nur darin waren sie
sich einig), plädierten aber gleichzeitig für andere
Schutzmaßnahmen, um die europäische Wirtschaft im
globalen Wettkampf wettbewerbsfähig zu erhalten. Aber aufwendige
staatliche Grundlagenforschungen, kostspielige
Infrastrukturanbindungen, hohe Subventionen und Billigkredite an die
Unternehmen, Wagniskapital für Start-ups, großzügige
Lohnzuschüsse, Mehrwertsteuererstattungen bei Exporten,
Staatsbeteiligungen an kränkelnden Geschäftsbanken,
geförderte Konzernfusionen (Bildung von "European Champions")
usw. sind schließlich auch Protektionismus pur.
Und sich über "America first" mächtig aufregen,
gleichzeitig aber zu fordern, bei der öffentlichen
Auftragsvergabe EU-Firmen zu bevorzugen und Firmen zu bestrafen, die
europäischen Interessen zuwiderlaufen - was ist das denn? Das
ist doch wohl eindeutig "Europe first".
Diese Doppelmoral ist es, die uns alle narrt und unsere Probleme
unlösbar erscheinen lässt. Ohne Protektionismus wird kein
Staat und auch kein Völkerbund (keine EU) den mörderischen
globalen Dumpingwettbewerb überstehen. Diese Lehren sollte man
aus der Vergangenheit längst gezogen haben. Damit endlich die
Debatte einsetzen kann, welche Art von Protektionismus der
Menschheit die meisten Vorteile bringt.
Alle
Länder, die sich erpressbar gemacht und in eine
Exportabhängigkeit manövriert haben, werden ihr blaues
Wunder erleben!
Seit 40
Jahren erleben die westlichen Demokratien einen schleichenden
Niedergang. Die inflationsbereinigten Löhne und Renten sanken,
während die Arbeitslosenzahlen sich trotz aller
Bilanzierungstricks vervielfachten (auch im deutschen
"Exportwunderland"). Anstatt sachlich nach den Ursachen des paradoxen
Abstiegs zu forschen, werden diejenigen, die unliebsame Fragen
stellen und nicht bereit sind, in den allgemeinen Jubelchor
einzustimmen ("Noch nie ging es uns so gut wie heute!"), als
stumpfsinnige Populisten verunglimpft. Das hat Methode! Die
Kapitallobby versucht mit dieser fiesen Masche, an ihren lukrativen
Lebenslügen festhalten zu können.
Fortsetzung: Ist die Globalisierung Basis unseres Wohlstandes?
Meine
persönliche Ansicht: Manfred
Julius Müller im März 2009
Ein
Produkt, das einen 30-prozentigen Einfuhrzoll nicht
verträgt, hat es nicht verdient, importiert zu
werden."
Ein
Zoll darf nicht als Strafe, Abschottung oder Krieg
verstanden werden! Die empfohlene Höhe von 30 %
entspringt nicht irgendeiner Phantasie oder Willkür,
sie entspricht vielmehr dem durchschnittlichen
Steueraufkommen bei einer alternativen, inländischen
Fabrikation. Der Staat holt sich über den Zoll also nur
das zurück, was ihm bei der Wareneinfuhr an Einnahmen
entgeht. Denn die Bevölkerung hat schließlich nur
eine begrenzte Kaufkraft und kann ihr Geld nur einmal
ausgeben.
Würden demokratische Staaten generell einen
30prozentigen Importzoll erheben, würden wir schon bald
in einer weit besseren und gerechteren Welt leben. Davon bin
ich überzeugt!
Nachtrag
11.5.2019:
Der
"böse" Herr Trump erhöht die Zölle auf Importe aus
China
Und
wie wurde das in den Fernsehnachrichten wieder kommentiert? Sehr
einseitig, wie ich meine (Gesinnungsjournalismus
halt).
Da wurde dann abermals das Märchen vom drohenden Handelskrieg
aufgetischt - und wie sehr dies der Weltwirtschaft und der USA
schaden würde. Dabei entbehrt die angstschürende
Prophezeiung jeder Logik. Die US-Wirtschaftsdaten belegen, dass
die bisherigen Zollanhebungen (aller Unkenrufe zum Trotz) der
USA gut bekamen!
Ausführlich wurde in unserem deutschen Staatsfernsehen gestern
mit einem konkreten Beispiel Stimmung gemacht. Die Geschichte eines
US-Fahrradherstellers wurde erzählt, der Rahmen und
Speichenräder aus China bezieht. Dessen Einkaufskosten steigen
wegen des Zolls von 150 auf 170 Dollar. Und schon sehen
mitfühlende Fernsehmacher die Existenz der US-Fahrradfabrik
bedroht. Außerdem beklagen sie den Kaufkraftschwund der
amerikanischen Bevölkerung.
Wie abgefahren ist das denn? Meinen Journalisten etwa,
Zolleinnahmen seien verlorenes Geld? Mitnichten! Über die
Einnahmen aus den Zöllen könnte zum Beispiel das gesamte
US-Gesundheitssystem finanziert werden, so dass kein US-Bürger
irgendwelche Krankenversicherungsbeiträge mehr zahlen
müsste. Wäre das nichts, wäre das verwerflich?
Und was den Fahrradhersteller betrifft: Ist es wirklich
ökologisch und ökonomisch sinnvoll, alle Komponenten aus
fernen Erdteilen zu beziehen? Wenn sich 30-prozentige Zölle
als Weltstandard durchsetzen, wird früher oder später das
komplette Fahrrad wieder in den USA hergestellt werden. Bis zur
letzten Schraube! Oder meint irgendjemand, die USA könnten so
etwas nicht mehr, deren Bürger seien zu dekadent, zu dumm oder
zu faul?
Aber
was wird aus der US-Landwirtschaft?
Was, wenn China als Gegenmaßnahme hohe Zölle auf
US-Importe aufschlägt? Was wird zum Beispiel aus den
amerikanischen Farmern, wenn sie in China ihre Produkte nicht mehr
absetzen können?
Merkwürdig nur, dass vor 40 Jahren China als Absatzmarkt noch
keinerlei Bedeutung hatte und die Welt trotzdem funktionierte. Den
US-Farmern ging es damals besser als heute! Obwohl inzwischen die
Landwirtschaft in den USA mit zwölf Milliarden Dollar
jährlich gestützt wird und der globale Nahrungsmittelbedarf
stetig steigt.
Warum überhaupt müssen Nahrungsmittel bezuschusst werden,
warum dieses absurde weltweite Abhängigkeitsverhältnis?
Würden die USA Nahrungsmittelimporte stärker verzollen (und
damit aus dem internationalem Dumpingwettbewerb aussteigen),
bräuchte sie ihre Landwirtschaft nicht länger
subventionieren. Die Überproduktion würde eingedämmt,
es kämen weniger Pestizide zum Einsatz, der Verschwendung von
Lebensmitteln würde entgegengewirkt, eine Renaturisierung
angestoßen, der Rationalisierungs- und Größenwahn in
der US-Landwirtschaft verebben. Und letztlich würden die
US-Farmer wieder ihr sicheres, verlässliches Auskommen haben
(weil der mörderische ausländische Preisdruck
entfällt).
Der
Kasinokapitalismus lebt
solange
es keinen vernünftigen Zoll gibt!
Gestern
ging übrigens auch der Taxivermittler Uber an die Börse.
Obwohl Uber noch nie Gewinne erzielt hatte, wurde am gleichen Tag ein
Börsenwert von 80 Milliarden Dollar ermittelt (Uber wäre
demnach so wertvoll wie VW). Aber davon abgesehen: Gestern las ich in
meiner Tageszeitung auch, wie sehr die "selbständigen"
Uber-Taxifahrer ausgebeutet werden. Die meisten von ihnen kommen auf
einen Stundenlohn von fünf Dollar (4,50 Euro). Im Land der
unbegrenzten Möglichkeiten, in den USA!
Würden die USA wieder ihre Fahrräder (und die meisten ihrer
Konsumartikel) im eigenen Lande herstellen, wäre Uber's
Geschäftsmodell (das reguläre Yellow-Cab-Taxis in den Ruin
treibt) kaum überlebensfähig. Denn wer würde, wenn es
wieder genügend Arbeitsplätze in der Industrie gäbe,
noch für einen Stundenlohn von fünf Dollar arbeiten
wollen?
Nachtrag
20. Oktober 2019:
Hilft
eine weltweite Mindeststeuer für Unternehmen?
Naive
Gutmenschen versprechen viel! Nachdem nun prominente US-Ökonomen
erkannt haben, dass die Superreichen und die Konzerne immer weniger,
die Durchschnittsbürger dafür umso mehr Steuern zahlen
(welch sensationelle Erkenntnis), fordern endlich auch sie eine
gerechtere Umverteilung. Doch anstatt die Globalisierung (das globale
Dumpingsystem) als Wurzel allen Übels offen zu benennen,
versuchen sie mit naiven Empfehlungen abzulenken. So fordern
sie nun scheinheilig eine weltweite Mindeststeuer für
Unternehmen sowie eine Vermögenssteuer.
Die Demokraten in den USA übernehmen diese Mogelpackungen, um
die Wählerschaft mit blumigen Versprechungen zu ködern. So
geben sie vor, die (bereits fest eingeplanten) Mehreinnahmen für
soziale Wohltaten verwenden zu wollen (zum Beispiel für
gebührenfreie Kindergarten- und Studienplätze, für die
Krankenversicherung usw.).
Der
Haken an der Sache: Weltweite Mindeststeuern lassen sich nicht
durchsetzen! Selbst in der europäischen Solidargemeinschaft
(der EU) tobt ein brutaler Steuerwettbewerb, dort vermarkten sich
manche EU-Staaten sogar als Steueroasen. Es ist absolut affig und
verlogen, weltweite Mindeststeuern als Problemlösung zu
verkaufen! Die Nutznießer des Schmarotzertums (des
Steuerdumpings) werden niemals freiwillig auf ihre Pfründe (ihr
"Geschäftsmodell") verzichten. Und Staaten die meinen, im
Alleingang höhere Unternehmenssteuern durchsetzen zu
können, werden den Unmut der Konzerne und Investoren schnell zu
spüren bekommen. In Zeiten der Globalisierung lassen sich nun
einmal Fabriken, Wohn- und Firmensitze rasch ins Ausland
verlegen.
Wieder einmal zeigt sich: Die Ideologie der Globalisierung (des
Zollfreihandels) bleibt unangetastet! Obwohl diese Ideologie
verantwortlich ist für die wachsenden Ungerechtigkeiten, die
mangelhafte Umverteilung, die Ausbeutung der Menschheit. Anstatt den
Zollabbau als Ursache des globalen Lohn-, Steuer-, Ökologie- und
Zinsdumpings zu benennen, werden selbst von hochverehrten
Ökonomen naive Scheinlösungen präsentiert. Um vom
eigentlichen Dilemma abzulenken. Und um Zeit zu gewinnen.
Die
Perversion des Leistungsdrucks: Das
globale Lohn-, Konzernsteuer-, Zoll- und Zinsdumping zwingt
unser Land zu permanenten Höchstleistungen. Wegen
seiner teuren Kostenstruktur kann Deutschland im
internationalen Verdrängungswettbewerb nur bestehen,
wenn es "Weltklasse" ist, alle anderen überflügelt
und absolute Spitzenprodukte abliefert.
Dürfen nur die Besten überleben?
Das bedeutet: Ständiger Leistungsdruck für alle
Erwerbstätigen! Lernen und arbeiten bis zur
Erschöpfung! Obwohl doch der stete technologische
Fortschritt eigentlich zur Verbesserung der
Lebensumstände beitragen müsste. Statt weniger
Stress und mehr Freizeit verläuft die Spirale aber
genau andersherum. Wann steigen wir endlich aus aus dem
globalen Dumpingsystem, wann verlassen wir den
ausbeuterischen Teufelskreis? Wann "erlauben" unsere Medien
und Volksvertreter wieder Zollanhebungen, die unsere
Bürger aus dem unwürdigen Hamsterrad-Käfig
befreien?
Eine herzliche Bitte: Sollte Ihnen dieser Artikel (https://www.anti-globalisierung.de/zoelle-protektionismus.html) gefallen haben, empfehlen Sie ihn bitte weiter. Denn nur die allgemeine Aufklärung der Bevölkerung ebnet den Weg für notwendige Veränderungen. Es dankt Ihnen Manfred J. Müller
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Startseite
www.anti-globalisierung.de
Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung
2019
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
Bücher
von Manfred Julius Müller
Der
Fetischismus des globalen Zollfreihandels (und der Europäischen
Union) bescherte uns eine nun seit über 40 Jahren anhaltende
Phase eines kaum wahrgenommenen schleichenden Niedergangs. Eine
abenteuerliche Billiggeldschwemme und manipulierte Minizinspolitik
sorgt seit 2009 für eine trügerische Ruhe vor dem Sturm.
Aber wie lange noch?
Wann wird
es wieder möglich sein, über fatale Irrlehren offen zu
debattieren, ohne dabei gleich in die links- oder rechtsextreme Ecke
geschoben zu werden? Wann
wird aus unserer "Mediendiktatur" wieder eine echte parlamentarische
Demokratie?