Translater:
Globalisierung: Der Fluch der langen Lieferketten
Führt nicht einmal die Coronakrise und der Ukrainekrieg zum Umdenken? Zwei Jahre nach dem Aufflammen der Pandemie bauen die Konzerne noch immer auf lange, weltumspannende Lieferketten. Noch immer schwören sie auf die "internationale Arbeitsteilung" (also das globale Lohn- und Konzernsteuerdumping). Was muss noch geschehen, damit sich die Welt endlich vom klimaschädlichen und pandemiefreundlichen Warentourismus, von der unnötigen Ex- und Importabhängigkeit befreit?
Verabschiedung
von verhängnisvollen Lebenslügen
Noch immer wird uns
über private und staatliche Leitmedien eingeredet, "Deutschland
profitiere ganz besonders
von der EU, dem Euro, der
Nullzinspolitik, der weitgehenden Zollfreiheit (dem globalen
Unterbietungswettbewerb), der Zuwanderung usw. Dabei werden die
entlarvenden Fakten verdrängt: Seit 1980 sinken nämlich die
realen Nettolöhne und Renten und die Zahl der Arbeitslosen hat
sich seit 1962 gar verzwanzigfacht. Diese offensichtlichen Beweise
des schleichenden Niedergangs werden leider nicht genutzt, die
bisherige Wirtschaftsideologie zu überdenken - man greift
stattdessen lieber zu den probaten Mitteln unseriöser
Propaganda, zur
Verschleierungs- und Beschönigungstaktik und zur
haarsträubenden Bilanzkosmetik
(indem zum Beispiel alte Berechnungsweisen immer wieder geändert
werden).
Einschränkung
des Kurzarbeitergeldes
Warum richten in
Deutschland die Lieferengpässe vermeintlich keine großen
Schäden an, warum bleiben die Global Player trotz stockender
Lieferketten so gelassen? Ganz klar: Weil der Staat über das
Kurzarbeitergeld ein Großteil der Kosten übernimmt. Der
Staat haftet quasi für das Risiko, die globale Lieferketten nun
einmal mit sich bringen. Finanziert wird das Ganze über eine
hochbrisante Billiggeldschwemme (Nullzinspolitik) und die Steuern der
Durchschnittsverdiener.
Rückbesinnung
auf das Wirtschaftswunder
Wäre eine
Rückbesinnung auf alte Wirtschaftswunderzeiten eine
Todsünde? Nach dem II. Weltkrieg konnte sich Deutschland
weitgehend autonom versorgen (mit den primitiven Technologien und
Maschinen von damals). Das erzeugte einen jährlichen
Wohlstandsschub von über sechs Prozent Zuwachs. Davon kann man
heute nur noch träumen. Seriös gerechnet geht es seit 1980
nur noch abwärts. Weil
das zollächtende globale Dumpingsystem nicht nur
ausbeuterisch
(menschenverachtend), sondern auch kontraproduktiv ist. Und
umweltschädigend. Und pandemiefördernd.
Loslösung
von der konzernfreundlichen Politik
Auch davon wollen EU-
und Globalisierungsfanatiker nichts wissen. Doch natürlich
dominieren die mächtigen Aktienkonzerne inzwischen die weltweite
Politik. Inzwischen ist fast alles nach deren Wohl und deren
Interessen ausgerichtet. Die Nullzinspolitik sorgt zum Beispiel nicht
nur für den erwünschten Aktienhype, sie beschert auch
absurd günstige Kredite (die man zum Aufkauf der
mittelständischen Konkurrenz (die an solch billige Kredite nicht
herankommt) nutzen kann. Oder halt zum gnadenlosen
Vernichtungs-Preiskampf (wobei der kleinere Konkurrent in der Regel
unterliegt). Dies befeuert wiederum die Monopolbildung, die ebenfalls
zu Lasten der Verbraucher (der Menschheit) geht. Konzernen ist es ja
sogar erlaubt, sich weitgehend von ihren Kunden abzuschirmen.
Versuchen Sie zum Beispiel einmal bei amazon, eine Telefonnummer
ausfindig zu machen.
Warum
hat China die Corona-Krise so schnell überwunden?
19. Oktober 2020: In
den Fernsehnachrichten wird vermeldet, dass China die Coronakrise
bereits wirtschaftlich bewältigt hat. Das BIP Chinas fiel trotz
des schlechten 2. Quartals in den ersten neun Monaten insgesamt
höher aus als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Eine Begründung für
dieses Phänomen wurde aber nicht gegeben. Die möchte ich
hiermit nachliefern.
1.
Die chinesische
Wirtschaft befindet sich anders als die übrige Welt weitgehend
in einem geschlossenen Kreislauf. Alles, was für ein
komplexes Produkt benötigt wird, kann (bis auf manche Rohstoffe)
im eigenen Land hergestellt werden. Deutsche Hersteller befinden sich
dagegen zumeist in der Abhängigkeit von ausländischen
Zulieferern. Daher stockt die Produktion, wenn die eine oder andere
Bagatell-Komponente (Schrauben, Scharniere usw.) nicht lieferbar ist
bzw. verzögert eintrifft. Hier zeigt sich wieder, wie
gefährlich die Just-in-Time-Ideologie ist. Unser Staat darf in
solchen Fällen über das Kurzarbeitergeld einspringen (also
haften für das schlechte System). Wegen seiner
Unabhängigkeit von ausländischen Zulieferern kann China in
Corona-Zeiten seine Marktanteile in vielen Bereichen festigen und
ausbauen.
2. Der zweite Faktor: Chinas Wirtschaftswachstum betrug in
den letzten Jahren jeweils mindestens sechs Prozent. Wenn es 2020
nun wegen Corona auf ein Prozent sinkt, liegt es immer noch im
positiven Bereich, selbst wenn es um fünf Prozent niedriger
ausfällt als gewöhnlich. Da es in den westlichen
Industrienationen aber schon seit langem kein nennenswertes echtes
Wirtschaftswachstum mehr gibt, rutscht man dort in der Krise sofort
in den Negativzone.
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Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung
2020
Anmerkung:
Der Sinn einzelner Thesen erschließt sich oft erst im
Zusammenhang mit anderen Artikeln des Autors. In einem einzelnen
Aufsatz können nicht jedesmal alle Hintergründe und
Grundsatzüberlegungen erneut eingeflochten werden.
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