Soll der Staat Glühbirnen verbieten?
Die australische Regierung hat diesen Schritt gewagt - ab 2010 dürfen auf dem 5. Kontinent keine herkömmlichen Glühlampen verkauft werden. Nun wird auch in Europa überlegt, ob man diesem Beispiel folgen sollte. Doch ist ein Verbot wirklich sinnvoll?
Bei den Energiesparlampen handelt es sich eigentlich um nichts anderes als die bekannten Leuchtstoffröhren, die nur in eine kompakte Form mit 27er oder 14er Einschraubgewinde gebracht werden.
Daraus ergeben sich folgende Vorteile:
1.
Eine Energiesparlampe spart bis zu 70 Euro an
Stromkosten
Die
Energiesparlampen wandeln den eingesetzten Strom wesentlich besser in
Licht um als es die alten Glühbirnen mit dem Wolframdraht
vermochten. Glühbirnen sind eigentlich in erster Linie kleine
teure Heizkörper - nur 5 % des Stroms wird zur
tatsächlichen Lichtumwandlung genutzt.
Die mit Neongas betriebenen Energiesparlampen erzeugen mit einer viel
geringeren Wattleistung die gleiche Lichtmenge. Eine
11-Watt-Sparlampe schafft (nach Herstellerangaben) eine Lichtausbeute
wie eine 60-Watt-Glühbirne, sie spart also etwa 80 % Strom.
Umgerechnet auf die lange Lebensdauer einer Sparlampe ergibt sich
eine Ersparnis von 70 Euro an Stromkosten (falls die
Energiesparlampen tatsächlich die versprochene Leistung
erbringen).
2.
Energiesparlampen halten viel
länger
Viele
Glühbirnen befinden sich an schwer zugänglichen Stellen, wo
der Austausch sich recht mühsam gestaltet. Energiesparlampen
sollen etwa eine Betriebsdauer von 10000 Stunden erreichen
(Markenlampen oft auch das Doppelte), während Glühbirnen
schon nach 1000 Betriebsstunden ihren Geist aufgeben. Sparlampen
reduzieren also auch den Aufwand für den Austausch defekter
Lampen um 90 %.
3.
Energiesparlampen erzeugen viel weniger Wärme
Glühbirnen
werden sehr heiß, was den Lampengehäusen oft gar nicht
bekommt und zu einer niedrigen Wattzahl mit wenig Lichtleistung
zwingt. Und sie tragen selbst im Hochsommer noch zur Aufheizung der
ohnehin schon warmen Räume bei.
Aber es gibt auch Nachteile:
1.
Energiesparlampen sind teurer als herkömmliche Glühbirnen.
Die
Preise liegen zwischen 1,30 und 10 Euro, eine birnenförmige
15-Watt-Markensparlampe (entspricht 65 Watt) kostet etwa 5 Euro. Da
ihre Lebensdauer aber zehnmal höher liegt, sind die
Investitionskosten auf die Jahre gerechnet etwa gleich. Nur die
Anschaffungshürde liegt höher. Aber hinsichtlich der 70
Euro Stromersparnis sollte dies bei der Kaufentscheidung nun wirklich
keine Rolle spielen.
Auch die billigen 2-Euro-Sparlampen erfüllen ihren Zweck, sie
erreichen in der Regel aber nur die halbe Lebensdauer der
Markengeräte und ihre Lichtleistungen können im Laufe der
Jahre um bis zu 60 % abnehmen.
2.
Sparlampen erreichen erst nach einer Minute ihre volle
Leuchtkraft
Die
Reaktionszeit bei Energiesparlampen ist leider viel träger als
bei den altmodischen Glühbirnen. Bis zum Erreichen der vollen
Leuchtkraft vergehen an die 30 bis 120 Sekunden. Vor allem
Billiglampen schneiden schlecht ab.
3.
Energiesparlampen lohnen sich erst nach 20 Minuten Brenndauer
Werden
ständig nur für wenige Minuten Licht benötigt (etwa im
Keller oder Gäste-WC), lohnen sich Sparlampen auch nicht, da sie
für den Startvorgang einen erhöhten Verbrauch und
Verschleiß aufweisen. Bei häufigem An- und Ausschalten
kann es sein, dass Energiesparlampen nicht länger halten als
herkömmliche Glühbirnen - sie wären damit
unrentabel.
4.
Schnelles Ein- und Ausschalten bekommt den Sparlampen nicht
Zwischen
dem Ein- und Ausschalten sollte bei Sparlampen möglichst eine
Pause von zwei Minuten liegen, um die empfindliche Technik zu
schonen.
5.
Energiesparlampen passen nicht überall
Energiesparlampen
gibt es zwar inzwischen auch in der üblichen Birnenform, sie
sind dann aber deutlich größer als herkömmliche
60-Watt-Glühbirnen. Deshalb sind sie nicht in allen vorhandenen
Leuchten einsetzbar.
6.
Schlechte Rotwiedergabe
Leuchtstofflampen
haben ein anderes Farbspektrum als Glühbirnen oder
Halogenlampen. Rote Farbtöne wirken oft bräunlich und matt.
7.
Sicherheitsabstand ist anzuraten
Eingeschaltete
Sparlampen entwickeln hochfrequente Felder, deren
Unschädlichkeit für den Menschen noch unbewiesen ist. Man
sollte sich deshalb nicht zu dicht vor eine Sparlampe setzen, sondern
einen Abstand von mindestens einem Meter einhalten.
8.
Nicht in die Mülltonne
Sparlampen
enthalten in geringen Mengen Quecksilber und dürfen deshalb
nicht in den Hausmüll - sie müssen bei den
Sondermüllannahmestellen entsorgt werden.
9.
Ausdünstung und Flackerlicht
Energiesparlampen
können unter Umständen beim Leuchten unangenehm
riechen (Ausgasung u. a. von Glykol oder Phenol) und unangenehmes
Flackerlicht verbreiten.
Wegen der Ausdünstungen sollte man sich nicht zu lange in
direkter Nähe der Energiesparlampen aufhalten (zum
Beispiel für den Schreibtisch andere Lichtquellen
nutzen).
10.
Energiesparlampen erreichen häufig nicht die versprochene
Lichtleistung
Selbst
neue Energiesparlampen erreichen selten die versprochene
Lichtleistung. Hier fehlen verlässliche DIN-Werte, die einen
fairen Vergleich mit den herkömmlichen Glühbirnen zulassen.
In der Praxis sind die Stromeinsparungen also deutlich geringer, als
von den Herstellern angegeben.
11.
Gefahr im Kinderzimmer
Quecksilberhaltige
Energiesparlampen stellen für das Kinderzimmer eine beosndere
Gefahr dar. Denn fällt eine Lampe herunter und zerspringt in
tausend Teile, wird flüssiges Gift freigesetzt.
Fazit:
Nicht in allen Fällen ist der Einsatz von Energiesparlampen
ratsam, deshalb scheint mir eine generelle Verbannung der
Glühbirnen (wie in einigen Ländern bereits geschehen) nicht
gerechtfertigt.
Energiesparlampen sind in den letzen 10 Jahren billiger,
unauffälliger und besser geworden. Sie bieten jetzt auf Wunsch
auch wärmeres Licht (was leider auch die Lichthelligkeit weiter
reduziert) und flimmern auch nicht mehr, wenn sie mit einem
elektronischen Vorschaltgerät ausgestattet sind. Gleichzeitig
steigen kontinuierlich die Strompreise.
Bei einer solchen Konstellation dürften sich Sparlampen ganz von
allein und ohne Verbote
dort
durchsetzen, wo ihr Einsatz sinnvoll
ist.
Vorsicht
vor Billiglampen!
Leider hat sich bei Tests bewahrheitet, dass markenlose
Billig-Energiesparlampen oft ihr Geld nicht wert sind und
letztlich sogar teurer kommen als herkömmliche
Glühbirnen. Bei schlechter Billigware kommt es häufig
zum vorzeitigen Ausfall und die Energieersparnis ist deutlich
geringer.
Den
LED-Lampen gehört die Zukunft!
LED-Lampen sind leider in der Anschaffung noch sauteuer, werden aber
mehr und mehr die herkömmlichen Energiesparlampen ablösen.
In sensiblen Bereichen (Schreibtisch, Kinderzimmer) sollte man schon
heute LED-Lampen einsetzen.
Ein
generelles Verbot der herkömmlichen Glühbirnen ist
nicht gerechtfertigt und führt in vielen Fällen
zur Energieverschwendung und
Rohstoffvergeudung. Es
wäre ein Armutszeichen für unsere
repräsentative Demokratie, wenn wieder einmal
entgegen dem Volkswillen eine Entscheidung gefällt
würde.
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Impressum
©
Manfred Julius Müller (unabhängiger, parteiloser
Wirtschaftsanalyst und Zukunftsforscher). Erstveröffentlichung
2003
Manfred Julius Müller analysiert und kritisiert seit 40 Jahren weltwirtschaftliche Abläufe. Er ist Autor verschiedener Bücher zu den Themenkomplexen Globalisierung, Demokratie, Kapitalismus und Politik.
Es
wäre schlimm, wenn sich in unserer Scheindemokratie
vor allem die Lobbyverbände, Leitmedien, Phantasten, gewieften
Rhetoriker und lauten Fanatiker durchsetzen. Und die Vernunft dabei
zusehends auf der Strecke bleibt.